„Welche Stimme haben wir?“ – Erster Workshop
Am 8. und 9. Juni 2024 fand der erste Workshop im Rahmen des Projekts „Welche Stimme haben wir?“ statt. Ziel des Projekts ist es, Angehörige von NS-Verfolgten stärker in die Erinnerungs- und Bildungsarbeit der Gedenkstätte einzubeziehen. Dafür hat die KZ-Gedenkstätte Neuengamme eine Gruppe von zehn Personen eingeladen, in deren Familien es unterschiedliche Verfolgungserfahrungen im Nationalsozialismus gibt. Die Angehörigen der Teilnehmenden wurden aus politischen, antisemitischen, rassistischen oder auch sozialrassistischen Motiven verfolgt und teils ermordet. Die Gruppe besteht aus Angehörigen der 2., 3. und 4. Generation, deren Familiengeschichten einen Bezug zu den verschiedenen Gedenkorten der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte haben.
Der Workshop begann am Samstag, den 8. Juni, in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Ein Hauptanliegen am ersten Tag war es, den Teilnehmenden den Raum zu geben, ihre Familiengeschichten vorzustellen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei sprachen die Teilnehmenden über die unterschiedlichen Arten des Sprechens, aber auch des Schweigens über die Verfolgungsgeschichten innerhalb der Familien. Es fand ein reger Austausch über den Einfluss dieser Geschichten auch über mehrere Generationen hinweg statt. Der gemeinsame Besuch ausgewählter Erinnerungsorte auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte ermöglichte es den Teilnehmenden gemeinsam ihrer Verwandten und der anderen Opfer zu gedenken wie auch über den Wandel im Gedenken über die Jahrzehnte zu sprechen. Wenngleich der Wunsch nach Austausch sehr groß war, konnten die Teilnehmenden anhand von Inputfragen bereits erste Überlegungen zu Zielen und Inhalten des geplanten Projektwerks sammeln.
Am Sonntag, den 9. Juni, traf sich die Projektgruppe für einen kurzen Rundgang am denk.mal Hannoverscher Bahnhof, bevor der Workshop am Geschichtsort Stadthaus weitergeführt wurde. Hier griff die Gruppe noch einmal einzelne Punkte vom Vortag auf und sprach über den weiteren Verlauf des Projekts.
An beiden Tagen tauschten sich die Projektteilnehmenden über die Bedeutung der Gedenkorte für die Angehörigen aus. Dabei zeigten sie auch Leerstellen in der öffentlichen Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus auf. Den Teilnehmenden war es wichtig, die Vielfältigkeit der Verfolgungsgeschichten stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen.
Das Projektteam wird nun die Ergebnisse des ersten Workshops zusammentragen. Sie dienen als Grundlage für die weiteren Workshops, in denen die Projektgruppe die Inhalte und die Form des Projektwerks weiter konkretisieren werden.
Das Projekt „Welche Stimme haben wir?“ ist ein Kooperationsprojekt der KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, AMCHA Deutschland e.V. und dem Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte e.V. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium für Finanzen (BMF) im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht.