Wir betrauern den Tod von Jean Cassagne, dem langjährigen Präsident der ADIF du Cantal (Murat)
Die Erinnerung an diese Ereignisse und das Leid, dass über so viele Familien gebracht wurde und die Stadt für immer veränderte, ist bis heute in Murat präsent. Jean Cassagne hatte daran einen entscheidenden Anteil: Vor mehreren Jahrzehnten trat er als Vertreter der zweiten Generation in den Verbänden die Nachfolge der Überlebenden der Konzentrationslager an. Als Präsident der regionalen Vereinigung der Deportierten (ADIF du Cantal) und der regionalen Amicale de Neuengamme war er das Gedächtnis der Razzia vom Sommer 1944.
Neben dem Gedenken in Murat setzte sich Jean Cassagne mit seinem Bruder Roger und weiteren Angehörigen von Neuengamme-Häftlingen für die Errichtung eines Denkmals im Gedenkhain der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein. Die Einweihung 2012 war begleitet von einer zweisprachigen Ausstellung, die Hamburger Schülerinnen und Schüler erarbeitet hatten. Der Kontakt zur Gedenkstätte blieb erhalten: Im Juni 2014 reisten Vertreterinnen aus Hamburg gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Denkort Bunker Valentin zu den Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Razzia nach Murat.
In der 2015 im Rathaus gezeigten Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme „Deportiert ins KZ Neuengamme. Strafaktionen von Wehrmacht und SS im besetzten Europa“ wurde auch das Schicksal der Männer aus Murat vorgestellt. Jean Cassagne reiste mit dem Bürgermeister und weiteren Vertretern aus Murat zur Eröffnung nach Hamburg, in einer Abendveranstaltung berichtete Jean, wie er als Jugendlicher die Verhaftungen erlebt hatte und wie die Weitergabe der Erinnerung sein Leben prägten. 2019 übergab er die Verbandsarbeit an die nächste Generation.
Jean Cassagne starb am 14. Mai 2021 im Alter von 91 Jahren. Wir danken ihm für seine Offenheit, Zugewandtheit und Gastfreundschaft, die den Grundstein legten für die Erinnerungsarbeit und den Austausch zwischen Murat und Hamburg und Bremen. Unsere Gedanken sind mit seiner Familie.