Rückblick auf die Veranstaltungen anlässlich des 79. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des KZ Neuengamme
Gespräche mit Zeitzeuginnen und Angehörigen
228 Schüler*innen haben am 2. Mai 2024 die Gelegenheit ergriffen, in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit Zeitzeuginnen ins Gespräch zu kommen. Antje Kosemunds Schwester Irma wurde in die Alsterdorfer Anstalten eingewiesen und später ermordet. Helga Melmed wurde mit 13 Jahren mit ihrer jüdischen Familie aus Berlin in das Getto Litzmannstadt/Lodz deportiert. Ihre Eltern starben dort an Hunger und Krankheiten. Sie überlebte das KZ Auschwitz, mehrere Außenlager des KZ Neuengamme sowie das KZ Bergen-Belsen. Michael Raveh setzt die Erinnerungsarbeit seiner Mutter Karla Raveh (1927–2017) fort. Karla Raveh war die einzige Überlebende ihrer jüdischen Familie.
Am Abend des 4. Mai war Barbara Piotrowska mit ihrer Tochter Katarzyna Piotrowska-Cholewińska auf der Bühne der Freien Akadamie der Künste zu einem von Ulrike Jensen moderierten Generationengespräch unter dem Titel "The Events of the War are With Me All the Time". Mehr als 100 Zuhörer erfuhren mehr über Barbara Piotrowskas persönliche Verfolgungsgeschichte, ihren Umgang mit der Vergangenheit sowie die Weitergabe von Erinnerung in der Familie.
Am 5. Mai fand das Erzählcafé statt, das Jugendliche im Rahmen eines Projektes vorbereitet hatten. Kleine Besucher*innengruppen hatten die Möglichkeit, in persönlichen Gesprächen mit Dita Kraus, Livia Fränkel, Barbara Piotrowska und Helga Melmed zu erfahren, welche Lebenswege diese Zeitzeuginnen hatten, was sie nachfolgenden Generationen mit auf den Weg geben möchten, aber auch eigene Fragen zu stellen.
Ort der Verbundenheit
Für den Ort der Verbundenheit gestalten Familienangehörige individuelle Plakate in Erinnerung an ehemalige Häftlinge des KZ Neuengamme. Mit Drucktechniken, die auch im Widerstand gegen den Nationalsozialismus genutzt wurden, haben Angehörige in der Druckwerkstatt vor Ort diese Plakatmotive gedruckt. Sandra Polom und Henk Vlieger haben auf der öffentlichen persönlichen Präsentation im Anschluss von den Geschichten ihrer Familien erzählt. Über 50 anwesende Angehörige ehemaliger Häftlinge vor allem aus den Niederlanden, aber auch aus der Ukraine, Deutschland und Polen präsentierten danach ihre Plakate und plakatieren sie am Ort der Verbundenheit in Erinnerung an ihre Verwandten.
Reden (deutsch) Reden (english)
Reden (francais) Reden (dutch)
Individuelle Gedenkveranstaltungen
Individuelle kleinere Gedenkveranstaltungen fanden in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme unter anderem statt an den Mahnmalen für die Deportierten aus den niederländischen Orten Putten und Achterveld. Für seine vier im KZ Neuengamme ermordeten Onkel enthüllte Henk Vlieger einen neuen Gedenkstein. Barbara Piotrowska legte Blumen am Waggon nieder. Hier musste ihr Vater aussteigen, während sie mit ihrer Mutter weiter in das KZ Ravensbrück deportiert wurde.
Gedenkveranstaltung in Neustadt in Holstein
Die Amicale Internationale KZ Neuengamme und die Stadt Neustadt in Holstein führten mehrere Veranstaltungen durch rund um die zentrale Neustädter Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestags der Bombardierung der KZ-Schiffe, darunter die "Cap Arcona": Die Präsidentin der Amicale, Martine Letterie, las aus ihrem Kinder- und Jugendbuch "Kinder mit Stern". In Tape-Art-Workshops setzen sich Teilnehmende kreativ mit dem Thema Cap Arcona auseinander. Die Gedenkveranstaltung schließlich begann mit Gesprächen zwischen Schüler*innen und Nachkomm*innen von Cap-Arcona-Opfern in den Neustädter Schulen. Zur Gedenkstunde auf dem Ehrenfriedhof sprach unter anderem Jean-Luc Gadon, Neffe von Serge Léopold Camman. Sein Onkel überlebte den Angriff an der Bord der "Athen". Schüler*innen stellten Lebenswege von Häftlingen vor. Schifffahrten führten zu den Untergangsstellen der KZ-Schiffe.
Reden (deutsch) Reden (english)
Reden (francais) Reden (dutch)
Reden (ukrainian) Reden (spanish)
Reden (russian) Reden (polish)
Gedenkveranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Die internationale Veranstaltung mit Überlebenden und Angehörigen ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme aus aller Welt begann mit einer Gedenkfeier in den ehemaligen Walther-Werken, musikalisch begleitet vom Förderverein Jugend musiziert. Neben Grußworten der Hamburger Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und der Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Anja Hajduk, hielt der Vorsitzende der Stichting Oktober 44, Jan van den Hoorn, eine Rede über das niederländische Dorf Putten, aus dem über 550 Männer im Zuge einer Vergeltungsaktion im Oktober 1944 in das KZ Neuengamme deportiert wurden. Zentrales Element der Gedenkfeier war ein Gespräch zwischen Dita Kraus und drei Jugendlichen, in dem sie unter anderem darüber sprach, was sie jüngeren Generationen mitgeben möchte. Die 1929 in Prag geborene Edith (Dita) Kraus wurde von den Nationalsozialisten als Jüdin verfolgt. Dita überlebte die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen sowie drei Außenlager des KZ Neuengamme. Nach der Gedenkveranstaltung wurden mehr als 30 Kränze, die verschiedene Gruppen repräsentierten, sowie Rosen am ehemaligen Arrestbunker niedergelegt.
Jetzt online: Dita Kraus im Gespräch mit Jugendlichen (Video mit deutschen, englischen, französischen, niederländischen, polnischen, ukrainischen Untertiteln)
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Berichte in der Presse
Hamburger Morgenpost: 43.000 Tote mahnen. Rassismus, Hass und Hetze niemals tolerieren
NDR Hamburg Journal: Gedenkfeier zum Jahrestag der Befreiung
NDR: KZ Neuengamme. Briten finden 1945 leeres Lager vor
NDR: Erinnerungsarbeit in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Ort der Verbundenheit)
RTV Utrecht: Kleindochter van verzetsman Jacob Veerman herdenkt haar opa in Neuengamme