Robert Pinçon wäre heute 100 Jahre alt geworden
Vor 100 Jahren, am 25. Februar 1922, wurde Robert Pinçon im französischen Tours geboren. Robert Pinçon widmete sein Leben und Wirken der Bewahrung der Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen sowie der Durchsetzung einer würdigen Gedenkstätte auf dem ehemaligen KZ-Gelände in Neuengamme. Als langjähriger Präsident der Amicale Internationale de Neuengamme setzte er sich für Völkerverständigung ein. Für sein Engagement wurde Robert Pinçon im Jahr 2010 in Hamburg das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stand Robert Pinçon über viele Jahre als wichtiger Partner und Ideengeber zur Seite. Die Schließung der beiden Gefängnisse auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers in den Jahren 2003 und 2006 sowie die Übergabe des gesamten ehemaligen Lagergeländes an die Gedenkstätte ist maßgeblich Robert Pinçon und seinem hartnäckigen Einsatz zu verdanken. Neuengamme, so berichtete seine Familie am Rande der Trauerfeierlichkeiten anlässlich seines Todes im Jahr 2012, betrachtete er als „seinen Ort“. Es war der Ort, an den er im Juli 1944 als 22-jähriger Widerstandskämpfer verschleppt wurde, an dem er Zwangsarbeit leisten musste und an den Rand seiner körperlichen Kräfte gebracht wurde. Aber Neuengamme war auch der Ort, an dem er über das Schicksal siegte. Seine Befreiung erlebte er in der Lübecker Bucht, wo er Anfang Mai 1945 vom Schwedischen Roten Kreuz befreit wurde und so der Bombardierung der KZ-Schiffe entging. Neuengamme war der Ort, der ihn fortan nie wieder losließ, für den er sich unermüdlich einsetzte, und an den er unzählige Male zurückkehrte.
Heute, 10 Jahre nach seinem Tod und anlässlich seines 100. Geburtstages, gedenken wir unserem geschätzten Freund und möchten seine Worte zitieren, die er am 3. Mai 2010, am 65. Jahrestag der Befreiung des KZ Neuengamme, im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses sprach:
„Die Zeit ist vergangen, doch die Erinnerung an all diese Kameraden lebt immer in uns weiter. Seit 65 Jahren vergeht kein einziger Tag, ohne dass unsere Gedanken uns nach Hamburg und Neuengamme zurückführen, sei es nur wegen des hier erlebten Leidens. Diese Erde ist auch unsere. Ich bin vermutlich nicht der Einzige, der das empfindet, und in diesem Rathaus möchte ich in der Sprache Goethes, Schillers, Thomas Manns, Günter Grass und so vieler anderer im Namen aller Deportierten sagen: ‚Wir sind alle Hamburger‘!“