Neue Förderung durch die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS
Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS bewilligte kürzlich die Förderung eines Open-Air Geschichtslabors im zukünftigen Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof. Durch die Förderung soll das Dach des Dokumentationszentrums pädagogisch erschlossen und so ein zusätzlicher Lernbereich geschaffen werden.
Das denk.mal Hannoverscher Bahnhof
Der Hannoversche Bahnhof war von 1940 bis 1945 ein wichtiger Ausgangspunkt für Deportationen von Jüdinnen und Juden, Sinti*ze und Rom*nja aus ganz Norddeutschland in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager im deutsch besetzten östlichen Europa. Auf dem einstigen Bahnhofsgelände erstreckt sich heute der Lohsepark. Dort erinnert ein Gedenkort an die an die mehr als 8000 Menschen, die über den Hannoverschen Bahnhof verschleppt wurden. Das Dokumentationszentrum wird ab 2027 in einer Dauerausstellung die nationalsozialistischen Deportationen in die übergreifenden historischen Zusammenhänge einordnen. Neben den Verfolgten werden auch Täter*innen, Zuschauer*innen und Profiteur*innen in den Blick genommen. Zudem wird nach den Auswirkungen der Verfolgung bis in unsere Gegenwart gefragt.
Vertiefung zum Thema Täterschaft
Unter dem Titel „Die nationalsozialistischen Deportationen und die Hamburger Stadtgesellschaft“ soll das Open-Air Geschichtslabor die Beteiligung der Hamburger Stadtgesellschaft an der Verfolgung und Ausbeutung von Jüdinnen und Juden, Sinti*ze und Rom*nja in den Fokus rücken und eine Vertiefung zum Thema Täterschaft ermöglichen. Hamburger Behörden und Unternehmen, die an Verfolgung und Deportationen beteiligt waren oder davon profitierten, sollen in den Blick genommen werden. Einige davon hatten nicht weit vom Hannoverschen Bahnhof entfernt ihren Sitz. Durch topografische Bezüge soll der Leitgedanke der Ausstellung „In aller Öffentlichkeit“ konkretisiert werden.
Forschend lernen zur Beteiligung der Stadtgesellschaft
An sechs Stationen werden Besucher*innen im Geschichtslabor zu folgenden Themen exemplarisch forschend lernen können: Zwangsarbeit, systematischer Raub und die Beteiligung der Stadtgesellschaft daran, die Rolle der Reichsbahn bei Verfolgung und Deportationen, die Mitwirkung von Unternehmen an NS-Verbrechen, polizeilicher Terror sowie die Beteiligung von städtischen Fürsorgeeinrichtungen an Ausgrenzung und Verfolgung. Stadtplanausschnitte sollen verdeutlichen, wo sich in Hamburg mit diesen Themen verbundene Einrichtungen befanden. Die Besucher*innen können sich so mit den Handlungsspielräumen und der Verantwortung der Beteiligten und mit Gegenwartsbezügen auseinandersetzen.
Das Geschichtslabor
Das Open-Air Geschichtslabor ist als zusätzliches außerschulisches Angebot gedacht, der Jugendlichen die Möglichkeit gibt, sich in einem pädagogischen Rahmen mit profitierenden und tatbeteiligten städtischen Akteur*innen im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und diese im städtischen Raum zu verorten. Es ist aber auch für alle anderen Besucher*innen des Dokumentationszentrums nutzbar. Das Open-Air Geschichtslabor wird durch ein Treppenhaus sowie barrierearm durch einen darin integrierten Treppenlift zugänglich sein. Durch eine partielle Überdachung kann es auch wetterunabhängig genutzt werden.
Förderung durch die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS
Bereits in der Vergangenheit hat die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS die Entwicklung des Dokumentationszentrums denk.mal Hannoverscher Bahnhofgroßzügig unterstützt. Durch eine erste Förderung konnten zwischen 2017 und 2023 in historischen Recherchen neue Erkenntnisse über den Ablauf und das Ausmaß der Deportationen vom Hannoverschen Bahnhof gewonnen werden, denen Menschen aus Hamburg, Norddeutschland und Ostwestfalen zum Opfer fielen. Auch konnten die Schicksale von ca. 300 Deportierten rekonstruiert und mehr als 60 Interviews mit Überlebenden bzw. deren Nachfahren sowie mit einigen Nachfahren von Tatbeteiligten und Helfer*innen geführt werden. Diese Ergebnisse fließen aktuell in die Erarbeitung der Dauerausstellung für das Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof ein. Durch die Förderung des Open-Air Geschichtslabor können weitere Erkenntnisse öffentlich zugänglich gemacht und das pädagogische Angebot wesentlich erweitert werden.