Nachruf Ursula Suhling (1933-2022)
Wer das Glück hatte, Ursula Suhling bei einem der von ihr veranstalteten Rundgänge durch die Gedenkstätte Fuhlsbüttel zu erleben, erfuhr viel über ihre Kindheit in Hamburg, als Tochter von kommunistischen Eltern im Widerstand, die mehrfach in Haft waren. Am dortigen Torhaus hatte sie mit ihrer Mutter zusammen Wäsche für ihren Vater abgegeben, der im „Kolafu“ inhaftiert war. Ursula Suhling vermochte es mit diesen persönlichen Erinnerungen und ihrem umfangreichen Wissen, die Besuchenden für die Geschichte von Unrecht im NS-Regime und den Widerstand von einzelnen Mutigen zu interessieren.
Als junge Frau hatte Ursula Suhling sich für ein Leben in der DDR entschieden, wo sie unter anderem als Traktoristin und Ingenieurin arbeitete. 1989 kam sie zurück in ihre Geburtsstadt Hamburg. Seither engagierte Ursula Suhling sich gegen das Vergessen der Nazi-Verbrechen bei der Willi-Bredel-Gesellschaft, im Auschwitz-Komitee und bei der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten.
In den letzten Jahren war es ihr ein wichtiges Anliegen, die Geschichte der zuvor wegen politischer Straftaten abgeurteilten Widerstandskämpfer, die ab 1942 in das „Bewährungsbataillon 999“ zur Wehrmacht eingezogen wurden, öffentlich bekannt zu machen. Ihr Vater Carl Suhling war wie viele andere dieser betroffenen Männer vermutlich im gefährlichen Kriegseinsatz umgekommen. In mühevoller Recherchearbeit trug sie sehr viele Namen dieser Männer zusammen und veröffentlichte zwei Bücher zum Thema.
Wir haben Ursula Suhling als engagierte und streitbare Kämpferin geschätzt. Gleichzeitig hatte sie Empathie und einen feinen Humor. In den vergangenen Jahren kämpfte sie gegen ihre Krankheit.
Ursula Suhling – 1933 geboren – ist am 26. Februar 2022 in Hamburg gestorben. Sie wird eine Lücke hinterlassen.