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27.11.2024

Das Unvorstellbare zeichnen / Picturing the Unimaginable

Ausstellung "Das Unvorstellbare Zeichnen"

Vom 21. Dezember 2024 bis 30. März 2025 zeigt eine Graphic-Novel-Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zehn Zeichner*innen, die sich mit Geschichten aus Konzentrationslagern auseinandergesetzt haben.

Zehn zeitgenössische Zeichner*innen aus den Niederlanden, aus Deutschland und Belgien haben zu dem Graphic Novel-Projekt „Das Unvorstellbare zeichnen“ beigetragen. Sie haben Geschichten aus drei ehemaligen Konzentrationslagern gezeichnet – dem KZ Neuengamme in Deutschland, der Kazerne Dossin in Belgien und dem Lager Westerbork in den Niederlanden. Die Kazerne Dossin und das Lager Westerbork waren Sammellager, in die die jüdischen Bürger*innen der Niederlande und Belgien vor der Deportation leben mussten.

Startpunkt des Graphic-Novel-Projektes war ein achtzig Jahre alter Comic, den der niederländische Historiker Kees Ribbens vom Amsterdamer „Institute for War, Holocaust and Genocide Studies“ neu entdeckt hat: Der Künstler August M. Fröhlich schilderte bereits 1944 in Form einer gezeichneten Geschichte in sechs Bildtafeln, was nach der Ankunft eines Deportationszuges in einem Vernichtungslager geschah. Die brutale Darstellung von Szenen auf dem Weg in Gaskammern zeigt nicht explizit ein bestimmtes Lager, vermutlich kannte Fröhlich Berichte von der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Majdanek am 23. Juli 1944 durch sowjetische Truppen. Der Comic „Nazi Death Parade“ wurde Anfang 1945 in den USA veröffentlicht, als die meisten Konzentrationslager noch in vollem Betrieb waren.

Aus der Beschäftigung mit diesem Format, einer kurzen Bilderzählung, und zusätzlich mit verschiedenen Biografien aus den Konzentrationslagern entwickelten zehn Zeichner*innen eigene Comics, die jetzt in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme gezeigt werden. Das Projekt wurde begleitet von intensiven Gesprächen vor allem über Darstellbarkeit von Gewalt. „Die Zugänge sind unterschiedlich“, sagt Alexandra Köhring, Stiftung Hamburger Gedenkstätten, „einige Darstellungen erzählen lautmalerisch über Bilder und Geräusche, andere binden stärker Dialoge ein. Einige wählen einen realistischen Zugang, andere eher den Stil eines politischen Posters, wieder andere bleiben abstrakt.“ So kann in der Ausstellung eine Vielfalt von Möglichkeiten entdeckt werden, sich Geschichte über Zeichnungen zu erschließen.

Die Zeichnungen sind ab dem 21. Dezember 2024 im Foyer der Hauptausstellung in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme gemeinsam mit historischen Objekten und audiovisuellen Dokumenten zu sehen. In der Ausstellung gibt es eine Partizipationsstation, die Besucher*innen motiviert, eigene Zeichnungen anzufertigen. Außerdem werden 2025 Ausstellungs- und Themenrundgänge angeboten (Veranstaltungskalender)

Zur Ausstellung erscheint der Graphic Novel-Band „Picturing the Unimaginable“ in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch).

Künstler*innen: Erik de Graaf, Melanie Kranenburg, Sterric, Jennifer Daniel, B. Carrot, Wide Vercnocke, Milan Hulsing, Tobi Dahmen, Jeroen Janssen & Arezoo Moradi, Guido van Driel.

Das Projekt Picturing the Unimaginable wurde initiiert von der Gedenkstätte Kamp Westerbork und ist eine Zusammenarbeit zwischen Gedenkstätte Kamp Westerbork, der Kazerne Dossin, der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, dem NIOD Institute for War, Holocaust and Genocide Studies und dem Verlag Scratch Books. Es wurde realisiert mit Unterstützung von Dutch Culture, Mondriaan Fund, Creative Industries F und NL und der niederländischen Botschaft in Belgien.

Katalog zur Ausstellung "Das Unvorstellbare Zeichnen"
Besucher*innen in der Ausstellung "Das Unvorstellbare zeichnen"