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  • Montag, 17. Februar 2025
  • 19:00–21:00
  • Podiumsgespräch

Hamburger Rathaus, Rathausmarkt 1, 20095 Hamburg

Arisiert, beraubt, vergessen? Die Ausplünderung der NS-Verfolgten und ihre Nachwirkungen bis heute

Die Finanzverwaltungen betrieben die wirtschaftliche und finanzielle Existenzvernichtung der NS-Verfolgten auf vielen Wegen. Finanz- und Zollbeamte setzten jüdische Geschäftsinhaber mit Steuern, Sonderabgaben, Kontrollen und Strafen systematisch unter Druck und trieben ihre Geschäfte in den Ruin, was ihre Überführung in „arische“ Hände oder ihre Liquidation ermöglichte. Sie beraubten Emigrant*innen, die vor der nationalsozialistischen Verfolgung fliehen wollten, und pressten ihnen hohe Abgaben für die Mitnahme des Umzugsguts ab. Schließlich beauftragten sie die Versteigerung jenes Umzugsguts, das nach Kriegsbeginn im Hafen verblieb, sowie den verbliebenen Besitz der Deportierten. Hiervon profitierten zahllose Deutsche, Kleinhändler*innen, aber auch Museen und Kultureinrichtungen, die bei den Versteigerungen zu Hunderten mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsartikeln und Bekleidung erstanden.

Der durch die Finanzverwaltungen organisierte Raub führte zu einem der größten Einschnitte in die Besitzverhältnisse der neueren deutschen Geschichte. Dessen Auswirkungen sind bis heute zu spüren: Betroffene müssen teilweise bis heute um Rückerstattung und Wiedergutmachung kämpfen. Mitunter ist völlig unklar, wo ihr jeweiliger Besitz geblieben ist. In den deutschen Museen und Kultureinrichtungen befinden sich unzählige Objekte, die im Nationalsozialismus unrechtmäßig erworben wurden. Und der Erfolg vieler heute renommierter deutscher Firmen und Geschäfte begann mit der Verdrängung jüdischer Unternehmer.

In dem Podiumsgespräch diskutieren Susanne Kiel (Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven, Projekt „Der Umgang mit Übersiedlungsgut jüdischer Emigranten in Bremen nach 1939: Beteiligte, Netzwerke und Wege der Verwertung“), Anneke de Rudder (Arbeitsstelle Provenienzforschung – NS-Raubgut an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg), Cord Aschenbrenner und Jörg Herrmann (Evangelische Akademie der Nordkirche, Projekt "Arisierungen am Neuen Wall") und Arnold Weiß (Landesverein der Sinti in Hamburg) über die verschiedenen Formen fiskalischer Verfolgung und ihre Auswirkungen bis heute. Moderation: PD Dr. Jaromír Dittmann-Balcar (Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte)

Anmeldung erforderlich

36 von 50 Plätzen frei
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