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22.10.2019

Ein "Ort der Verbundenheit" für Angehörige von KZ-Häftlingen

Studierende der HFBK und die AG „Ort der Verbundenheit“ feiern die Förderung durch das Programm „Kunst im öffentlichen Raum“

Für viele Angehörige ist das Leiden der ehemaligen Häftlinge im Konzentrationslager ein Thema, das auch ihr eigenes Leben entscheidend prägte. Die ehemaligen Haftstätten bilden für die Angehörigen einen wichtigen Bezugspunkt, an dem sie den Namen ihres dort verfolgten Familienmitglieds vorfinden möchten. Dieser Wunsch inspirierte Angehörige von Häftlingen des KZ Neuengamme zu der Idee für den „Ort der Verbundenheit“.

Die AG "Ort der Verbundenheit"

Vor vier Jahren hat sich die Arbeitsgruppe Ehrenamtlicher zusammengefunden. Ihr Ziel: die Entwicklung eines partizipativen, aktiven und beständig wachsenden Erinnerungszeichens auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Dort sollen Angehörige von KZ-Häftlingen aus aller Welt ihre persönliche Verbundenheit mit ihrem im KZ Neuengamme inhaftierten Familienmitglied am historischen Ort seines Leidens zum Ausdruck bringen können.

Die Gruppe besteht aus Angehörigen ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme, Mitgliedern des Freundeskreises der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V., sowie weiteren engagierten Personen. Seit 2018 unterstützen Studierende der Hochschule für bildende Künste das Projekt. Sie studieren bei Prof. Jesko Fezer im Studio Experimentelles Design. Ihren finalen Entwurf, der in enger Abstimmung mit der AG der Angehörigen entwickelt wurde, legten sie im September 2019 der Kunstkommission der Behörde für Kultur und Medien vor, die ihn für eine Förderung durch das Programm "Kunst im öffentlichen Raum" auswählte. Das Projekt wird damit eine Anschubfinanzierung von 17.300 Euro für die Realisierung des "Ortes der Verbundenheit" erhalten.

Der Entwurf

Nach dem aktuellen Entwurf wird der „Ort der Verbundenheit aus drei Elementen bestehen: Einer Druckwerkstatt, einer öffentlichen Präsentation und einer Online-Plattform.

Über eine Website können Angehörige von Häftlingen des KZ Neuengamme aus aller Welt Plakate zur Erinnerung an ihre verfolgten Familienmitglieder gestalten – unabhängig davon, ob diese Menschen dort nur für eine kurze Zeit oder über mehrere Jahre inhaftiert waren, ob sie die Haft überlebt haben oder im KZ starben. Aus den Plakatentwürfen werden Druckplatten angefertigt. Diese Druckplatten werden auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte in frei einsehbaren Regalen so präsentiert, dass der Name des Häftlings, an den erinnert wird, gut zu lesen ist. Der eigentliche, auf der Druckplatte spiegelverkehrt erscheinende Text wird erst lesbar, wenn aus den Druckstöcken Plakate gefertigt werden. Diese können von den Angehörigen selbst gedruckt werden, aber auch im Rahmen von angeleiteten Workshops von Besucherinnen und Besuchern der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Die Drucke können mit nach Hause genommen, auf einer Präsentationsfläche in der KZ-Gedenkstätte oder an anderen Orten plakatiert werden, um die Erinnerung an die Häftlinge in die Welt zu tragen. Zusätzlich werden die Drucke online präsentiert und so weltweit einsehbar sein.

Schon mehr als 50 Angehörige von ehemaligen Häftlingen des KZ Neuengamme aus verschiedenen Ländern haben Interesse gezeigt, ein Erinnerungszeichen an ihr Familienmitglied zu gestalten. Weitere Interessierte können per Email unter ort_der_verbundenheit@gmx.de mit der Initiative Kontakt aufnehmen. Der "Ort der Verbundenheit" wird zum 75. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Konzentrationslager im Mai 2020 eröffnet werden.

Mehr Informationen über das Projekt: https://reflections.news/de/category/ort-der-verbundenheit/

Pressemitteilung zum Projekt

Gestaltungsvorschlag für ein Plakat von Angehörigen
Skizze eines Druckvorgangs: Aus archivierten Druckplatten werden Plakate gefertigt.
Diskussion eines Regalmodells zur Präsentation der Druckplatten